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Ein mathematisches Verfahren soll die faire Teilung von Hab und Gut garantieren

Nach einem Artikel von Desiree Karge in "Bild der Wissenschaft"

Fast jede zweite Ehe geht in die Brüche. Das macht pro Jahr rund hundertausende Scheidungen - und Prozesse: Wer bekommt das Haus, das Auto, das Porzellan? Der Streit ist leider vorhersehbar.

Doch der Disput kann auch friedlich und fair ablaufen. Das glauben zwei amerikanische Wissenschaftler: Steven Brams, einer der führenden Spiel-Theoretiker Amerikas, und Alan Taylor, Mathematikprofessor am Union-College in Schenectady. Sie erdachten ein Verfahren, das Emotionen aus dem Streit um gemeinsame Güter nimmt und für ihre gerechte Aufteilung sorgt - die "Adjusted Winner"-Methode.

"Man braucht dazu nur ein Blatt Papier, einen Stift und vielleicht einen Taschenrechner," beschreibt Taylor das Vorgehen. Zunächst werden alle Streitobjekte auf einen Zettel geschrieben. Jeder bekommt 100 Punkte, und darf sie über die gemeinsamen Güter verteilen, individuell nach Geschmack und persönlicher Wertschätzung. Anschließend erfolgt eine erste Verteilung: Ein Objekt wird demjenigen zugeteilt, der dafür die meisten Punkte vergeben hat.

"Was dabei herauskommt, ist jedoch noch nicht ganz fair", findet Taylor, "daher muß ein Ausgleich ("adjustment") stattfinden." Hierzu kommen bestimmte Güter zurück in den gemeinsamen Topf, und zwar diejenigen, bei denen die verteilten Punkte am dichtesten beieinander lagen, es also eindeutige gemeinsame Prioritäten gab. Diese Güter werden mit Hilfe der Brams-Taylor-Formel zu gerechten Anteilen auf die beiden Streitpartner verteilt. "Für dieses Adjustment wird dann der Taschenrechner gebraucht", sagt Taylor.

Sind alle Objekte verteilt, geht jeder Partner mit der gleichen Anzahl an Punkten nach Hause. "Und das genau ist das Schöne bei dieser Methode: Es gibt keine Verlierer", bemerkt Brams, "In der Regel bekommt jeder ungefähr zwei Drittel dessen, was er aus der Streitmasse haben wollte."

Seit Juni 1999 ist der Brams-Taylor-Scheidungs-Algorithmus offiziell patentiert - bisher das einzige Patent für Konfliktlösungen. Die genaue Gebrauchsanweisung ist auch in einem neuen Buch von Brams und Taylor nachzulesen ("The win-win solution: Guaranteeing Fair Shares to Everybody", W.W. Norton & Company, New York 1999)

"Wir wollen aus der Formel kein Geheimnis machen", sagt Brams. "Jeder kann unser Buch kaufen und es auf seine eigenen Dispute anwenden."

Aber auch die Brams-Taylor-Formel ist nicht perfekt. Sie garantiert nur, daß aufrichtige Partner mindestens 50 Prozent der Streitmasse erhalten, die sie für wichtig halten. Beide Parteien können am Ende mit zwei im Wert völlig unterschiedlichen Paketen aus der Diskussion herauskommen. Wenn der Gatte zum Beispiel gesteigerten Wert auf den Hund legt oder auf die Liebesbriefe der Großmutter, zu Ungunsten von Münzensammlung oder Mercedes.

Typische potentielle Scheidungsgründe wie Streitigkeiten um die Aufgabenverteilung im Haushalt, Kindererziehung und Geldausgabe ließen sich mit der 100-Punkte-Methode regeln. So ist gerecht ermittelbar, wer die Hemden bügelt, den Müll hinunter trägt, wo die Kinder ihre Ferien verbringen oder welche Anschaffungen wann getätigt werden. Man zücke nur Papier und Bleistift, erstelle ein Liste, verteile 100 Punkte und rechne…